Die Todesmärsche ungarischer Juden durch die Steiermark (Auszüge)
Eleonore Lappin-Eppel
Der Bau des Südostwalls
Die Tausenden ungarischen Juden und Jüdinnen, die im Frühjahr 1945 durch die
Steiermark nach Mauthausen marschieren mussten, waren zuvor als Zwangsarbeiter
im Gau Steiermark, also im südlichen Burgenland und in der Steiermark, sowie im
Raum Köszeg in Westungarn eingesetzt gewesen.
...
Der Arbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau
Steiermark – insgesamt etwa 7-8000 Personen – begann erst um Weihnachten
1944. Bei den eingesetzten jüdischen Arbeitskräften handelte es sich in der Regel
um Männer und mehrheitlich um Arbeitsdienstsoldaten. Viele von ihnen hatten vor
ihrer Verlegung in die Steiermark bereits in Niederdonau und Westungarn schanzen
müssen und waren daher oft in einem körperlich sehr schlechten Zustand.
...
Am 24. März kamen 1000 jüdische ArbeiterInnen aus Köszeg
per Bahn in Burg an, um entweder in Rechnitz zu arbeiten oder zu Fuß in südlicher
gelegene Lager weitergeleitet zu werden. Dabei stellte sich heraus, dass unter ihnen
etwa 200 Personen weder arbeits- noch marschfähig waren, weshalb Kreisleiter
Nicka deren Rücktransport nach Rechnitz veranlasste. Dort wurden sie in derselben
Nacht von Gästen eines Abschiedsfestes der Stellungsbauprominenz – angesichts
der vorrückenden sowjetischen Truppen wurden die Dienststellen evakuiert –
ermordet. Nach ihrem Grab wird bis heute gesucht..
...
Anfang April erreichten die ersten Transporte von der Grenze Graz. Die tausenden
ArbeiterInnen wurden auf die so genannten „Ausländerlager“ Andritz, Graz Wetzelsdorf
und Graz-Liebenau aufgeteilt. Hier waren zuvor osteuropäische
Zivilarbeiter und Kriegsgefangene interniert gewesen, die in der Grazer
Rüstungsindustrie arbeiten mussten und inzwischen bereits zurückgezogen worden
waren. Die Juden und Jüdinnen mussten zwar so wie bisher bei kühlem, feuchtem
Frühlingswetter im Freien übernachten, wurden jedoch von den Lagerküchen
verpflegt. Viele hatten vor dem Abmarsch aus ihrem Lager ein wenig Brot als
Wegzehrung, danach aber keinerlei Verpflegung erhalten, da die TeilnehmerInnen
der Todesmärsche nur von den Großküchen von steirischen Zwangsarbeitslagern
verpflegt wurden.
...
Auch die Rast in Graz ging nicht ohne Schikanen und Misshandlungen seitens des
Bewachungspersonals ab. Dazu kamen neuerliche Selektionen: Nichtmarschfähige
wurden zurückgelassen und ermordet. Im Lager Graz-Wetzelsdorf wurden nach dem
Krieg die sterblichen Überreste von 15 ungarischen Juden entdeckt, die zusammen
mit zwei alliierten Kriegsgefangenen am Ostermontag (2. April 1945) ermordet
worden waren. Neuere Forschungen setzen die Zahl der Opfer noch höher an.
...
Laut einem Bericht der Grazer Kriminalpolizei vom 5. Juli 1945 verließen am 4. April
1945 drei Kolonnen, die etwa 6000 Personen, darunter ca. 60 Frauen, umfassten
Graz.
...
Längere Zeit begleiteten den Transport die Transportleitung bestehend
aus drei Beamten der Gestapo Graz sowie zwölf ukrainische SS-Männer, die sich
durch Brutalität und Mordlust auszeichneten. Misshandlungen und Morde verübten
unterwegs allerdings auch Volkssturmangehörige und Gendarmen. Die Opfer wurden
nur zum Teil begraben, viele am Straßenrand liegengelassen.
...
Die Zahl der ungarischen Jüdinnen und Juden, welche in Österreich ums Leben
kamen, ist nicht bekannt. Sie wird auf etwa 23.000 geschätzt.
Eleonore Lappin-Eppel
Der Bau des Südostwalls
Die Tausenden ungarischen Juden und Jüdinnen, die im Frühjahr 1945 durch die
Steiermark nach Mauthausen marschieren mussten, waren zuvor als Zwangsarbeiter
im Gau Steiermark, also im südlichen Burgenland und in der Steiermark, sowie im
Raum Köszeg in Westungarn eingesetzt gewesen.
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Der Arbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau
Steiermark – insgesamt etwa 7-8000 Personen – begann erst um Weihnachten
1944. Bei den eingesetzten jüdischen Arbeitskräften handelte es sich in der Regel
um Männer und mehrheitlich um Arbeitsdienstsoldaten. Viele von ihnen hatten vor
ihrer Verlegung in die Steiermark bereits in Niederdonau und Westungarn schanzen
müssen und waren daher oft in einem körperlich sehr schlechten Zustand.
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Am 24. März kamen 1000 jüdische ArbeiterInnen aus Köszeg
per Bahn in Burg an, um entweder in Rechnitz zu arbeiten oder zu Fuß in südlicher
gelegene Lager weitergeleitet zu werden. Dabei stellte sich heraus, dass unter ihnen
etwa 200 Personen weder arbeits- noch marschfähig waren, weshalb Kreisleiter
Nicka deren Rücktransport nach Rechnitz veranlasste. Dort wurden sie in derselben
Nacht von Gästen eines Abschiedsfestes der Stellungsbauprominenz – angesichts
der vorrückenden sowjetischen Truppen wurden die Dienststellen evakuiert –
ermordet. Nach ihrem Grab wird bis heute gesucht..
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Anfang April erreichten die ersten Transporte von der Grenze Graz. Die tausenden
ArbeiterInnen wurden auf die so genannten „Ausländerlager“ Andritz, Graz Wetzelsdorf
und Graz-Liebenau aufgeteilt. Hier waren zuvor osteuropäische
Zivilarbeiter und Kriegsgefangene interniert gewesen, die in der Grazer
Rüstungsindustrie arbeiten mussten und inzwischen bereits zurückgezogen worden
waren. Die Juden und Jüdinnen mussten zwar so wie bisher bei kühlem, feuchtem
Frühlingswetter im Freien übernachten, wurden jedoch von den Lagerküchen
verpflegt. Viele hatten vor dem Abmarsch aus ihrem Lager ein wenig Brot als
Wegzehrung, danach aber keinerlei Verpflegung erhalten, da die TeilnehmerInnen
der Todesmärsche nur von den Großküchen von steirischen Zwangsarbeitslagern
verpflegt wurden.
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Auch die Rast in Graz ging nicht ohne Schikanen und Misshandlungen seitens des
Bewachungspersonals ab. Dazu kamen neuerliche Selektionen: Nichtmarschfähige
wurden zurückgelassen und ermordet. Im Lager Graz-Wetzelsdorf wurden nach dem
Krieg die sterblichen Überreste von 15 ungarischen Juden entdeckt, die zusammen
mit zwei alliierten Kriegsgefangenen am Ostermontag (2. April 1945) ermordet
worden waren. Neuere Forschungen setzen die Zahl der Opfer noch höher an.
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Laut einem Bericht der Grazer Kriminalpolizei vom 5. Juli 1945 verließen am 4. April
1945 drei Kolonnen, die etwa 6000 Personen, darunter ca. 60 Frauen, umfassten
Graz.
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Längere Zeit begleiteten den Transport die Transportleitung bestehend
aus drei Beamten der Gestapo Graz sowie zwölf ukrainische SS-Männer, die sich
durch Brutalität und Mordlust auszeichneten. Misshandlungen und Morde verübten
unterwegs allerdings auch Volkssturmangehörige und Gendarmen. Die Opfer wurden
nur zum Teil begraben, viele am Straßenrand liegengelassen.
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Die Zahl der ungarischen Jüdinnen und Juden, welche in Österreich ums Leben
kamen, ist nicht bekannt. Sie wird auf etwa 23.000 geschätzt.